Körperwunder: Das Riechorgan – einfach dufte!

„Das beste Gedächt­nis hat bekannt­lich die Nase!“

Kurt Tuchol­sky

Man sagt, dass Düf­te die Sin­ne betö­ren und man­che Gerü­che die Stim­mung beein­flus­sen, die Men­schen freund­lich stim­men und sogar die gei­sti­ge Beweg­lich­keit stei­gern kön­nen. Und in der Tat bringt die Wahr­neh­mung von Gerü­chen oft eine Ände­rung der Affekt­la­ge mit sich, d.h. die mei­sten Geruchs­emp­fin­dun­gen wer­den als ange­nehm oder unan­ge­nehm wahrgenommen.

Die­se Gefühls­kom­po­nen­te ist aller­dings nicht ange­bo­ren, son­dern erwor­ben, und vom aktu­el­len Zustand des Orga­nis­mus (z.B. Hun­ger) abhän­gig. Gerü­che blei­ben sehr lan­ge im Gedächt­nis und wer­den auch noch nach vie­len Jah­ren mühe­los erkannt.

Der Geruchs­sinn spielt als ‘Fern- und Nah­sinn’ eine Rol­le, vor allem bei der Nah­rungs­su­che und ‑auf­nah­me, sowie bei der Rege­lung sozia­ler Bezie­hun­gen. Riech­emp­fin­dun­gen las­sen den Men­schen beim Atmen, Essen und Trin­ken die Auf­nah­me schäd­li­cher Stof­fe mei­den (z.B. Gas- und Brand­ge­ruch, die zu Schutz­re­ak­tio­nen wie Luft anhal­ten, Nie­sen, Wür­gen füh­ren). Jeder Duft­stoff akti­viert in der mensch­li­chen Nase einen oder meh­re­re Geruchs­re­zep­to­ren. Mit unge­fähr 1.000 Genen stel­len die­se die größ­te Gen­fa­mi­lie des Menschen.

Die Riech­schleim­haut mit zahl­rei­chen Riech­ner­ven liegt im Bereich der obe­ren Nasen­mu­schel und beid­seits der obe­ren Nasen­schei­de­wand. Sie umfasst ein ca. 2–3 cm² gro­ßes Are­al und ent­hält ca. 10 Mio. Riech­zel­len. Die­se Ner­ven­zel­len haben eine Lebens­dau­er von eini­gen Wochen und müs­sen somit regel­mä­ßig erneu­ert wer­den. Sie tra­gen am obe­ren Ende eine klei­ne Ver­dickung, den Riech­kol­ben mit zahl­rei­chen Riech­här­chen. Ihre unte­ren Fort­sät­ze ver­lau­fen durch das Siebbein(siebartig durch­lö­cher­te Knochenplatte)und enden syn­ap­tisch an den Ner­ven­zel­len des Riech­nervs (Ner­vus olfac­to­ri­us), dem 1. und älte­sten der 12 Hirnnerven.

Der N. olfac­to­ri­us weist eine Beson­der­heit auf, denn er ist kein ech­ter peri­phe­rer Nerv, son­dern eigent­lich ein vor­ge­scho­be­ner Teil des Groß­hirns. Er teilt sich in 2 Strän­ge. Der erste Strang zieht über das lim­bi­sche System zum sog. Riech­hirn (Pri­mär- und Asso­zia­ti­ons­ge­biet im Gehirn), wo die ent­spre­chen­den Sin­nes­ein­drücke ent­ste­hen. Vom zwei­ten Strang bestehen u.a. Ver­bin­dun­gen zum lim­bi­schen System, Tha­la­mus und Hypo­tha­la­mus. So kön­nen die im Riech­hirn bewusst wer­den­den Gerü­che zu emo­tio­na­len Reak­tio­nen führen.

Nimmt man einen Geruch wahr, lässt die Emp­find­lich­keit gegen­über die­sem schnell nach und man bemerkt ihn nicht mehr. Man spricht hier von Adap­ti­on. Wenn man also einen sei­ner Mit­men­schen „nicht rie­chen“ kann, soll­te sich auch das ziem­lich schnell rela­ti­vie­ren und ein brü­der­li­ches Mit­ein­an­der den­noch ermög­li­chen. Wel­che intel­li­gen­ten Not­lö­sun­gen doch in den mensch­li­chen Kör­per mit ein­ge­baut sind, ist also auch in die­sem Fal­le – ein­fach dufte.

Quel­len:
1. ‘Lehr­buch der Ana­to­mie’, Lip­pert
2. ‘Last minu­te Bio­che­mie’, Pfau/Adolph/Bock/Jacobi
3. ‘Der Kör­per des Men­schen’ Faller

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