Schlucktechnik für sperrige Tabletten und Kapseln
Wissenschaftlich untersuchte Schlucktechnik vereinfacht das Schlucken von Medikamenten
Die Einnahme von kleinen Tabletten oder Kapseln machen in der Regel keine Schwierigkeiten: In den Mund legen, Kopf in den Nacken und mit etwas Wasser runter damit. Schnell und einfach.
Bei großen, sperrigen oder rauhen Kapseln oder Tabletten kann das leider ganz anders aussehen. Jeder Dritte hat Schwierigkeiten damit, große Tabletten oder Kapseln zu schlucken. Das kann dazu führen, dass das Medikament weniger oder gar nicht eingenommen wird, um Würgereiz oder sogar Erbrechen zu vermeiden.
Mögliche Folgen von Schluckbeschwerden
Gemäß einer Studie mit rund 1000 Teilnehmern, die in allgemeinmedizinischen Praxen Baden-Württembergs vorgenommen wurde, nehmen mehr als 50 Prozent aufgrund Schluckbeschweren eine verringerte Dosis statt der empfohlenen ein, und jeder zehnte Betroffene nimmt die Medikamente gar nicht. Das kann entsprechend die Therapie behindern oder beeinträchtigen.
Lösungsversuche beinhalten das Teilen oder Mörsern der Tabletten, wofür aber leider nicht jedes Medikament geeignet ist. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass die Wirkung beeinträchtigt wird.
Es gibt jedoch zwei Tricks, die die Einnahme selbst großer Tabletten oder Kapseln durch eine geeignete Schlucktechnik erleichtern.
Pop-Bottle-Technik für Tabletten
Hier kommt eine flexible Plastikflasche zum Einsatz, aus der Wasser eingesogen werden kann. Man legt die Tablette auf die Zunge, die Lippen schließen sich eng um die Öffnung der Flasche. Nun wird mit einem kräftigen Schluck stilles Wasser eingesogen und gleichzeitig die Tablette mit leicht nach hinten geneigtem Kopf geschluckt. Da Tabletten in der Regel schwerer sind als Wasser, wird es durch die Schwerkraft und die „Spülung“ durch das Wasser leichter in die Speiseröhre befördert.
Die Vorwärts-Neige-Technik für Kapseln (auch Nick-Trick genannt)
Demgegenüber sind Kapseln leichter als Wasser und schwimmen in der Flüssigkeit oben. Deshalb muss man hier auf einen anderen Trick zurückgreifen. Für den sogenannten Nick-Trick, benötigt man nur ein Glas Wasser: Man legt die Kapsel auf die Zunge, nimmt einen großen Schluck Wasser und schluckt mit nach vorn geneigtem Kopf, also Kinn Richtung Brust. Die leichtere Kapsel bewegt sich so in Richtung Rachen und kann einfacher geschluckt werden, denn beim Vorwärtsneigen ist der Rachen weiter geöffnet als wenn man den Kopf zurücklegt.
Zu beachten
Tabletten und Kapseln sollten grundsätzlich in aufrechter Körperhaltung eingenommen werden (also z.B. auch im Krankheitsfall bei der Medikamenteneinnahme nicht liegen bleiben). Während und nach der Einnahme ist es wichtig, viel zu trinken. Zudem eignen sich die beiden vorgestellten Techniken nicht, wenn krankheitsbedingte Schluckstörungen vorliegen.
Der Technik Vergleich
Getestet wurden beide Schlucktechniken im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Walter Haefeli am Universitätsklinikum Heidelberg. In der Untersuchung schluckten 151 Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren Tabletten und Kapseln unterschiedlicher Größen (Placebo). Zunächst sollten sie die Medikamente auf gewohnte Weise einnehmen, danach mithilfe der beschriebenen Techniken.
Sowohl die Pop-Bottle-Methode verbesserte das Schlucken von Tabletten bei rund zwei Drittel erheblich (59,7 %), als auch die Vorwärts-Neige-Technik für Kapseln bei 88,6 %. Beide Techniken waren bei Teilnehmern mit und ohne Schluckbeschwerden bemerkenswert wirksam.
Also, einfach mal ausprobieren und dann flutscht es bei der nächsten Einnahme vielleicht besser.
Quellen:
Schiele et al., „Two techniques to make swallowing pills easier“, Annals of Family Medicine, 2014, 12 (6) 550–552 .
DOI: 10.1370/afm.1693